In der Region kaum ein vergleichbares Innenstadt-Projekt wie in Alsdorf
Bürgermeister Alfred Sonders zum aktuellen Stand der Umgestaltung des Areals rund um den Zentralparkplatz und warum Schnellschüsse an der Bahnhofstraße jetzt genau das Falsche wären.
Das Herz der Stadt Alsdorf soll pulsieren. Das wünschen sich nicht nur alle, denen die Zukunft unserer Heimatstadt am Herzen liegt, sondern es passt auch zur geplanten Umgestaltung der Stadtmitte, die für die SPD Alsdorf und für Bürgermeister Alfred Sonders das wichtigste städtebauliche Projekt für die kommende Dekade ist. Auch viele Alsdorferinnen und Alsdorfer verfolgen den Prozess mit Interesse und fragen sich, wann sich auch sichtbar etwas tut. Darüber haben wir mit Bürgermeister Alfred Sonders gesprochen.
Herr Bürgermeister Sonders, was hat sich bei den Planungen zur Neugestaltung der Alsdorfer Stadtmitte seit der Kommunalwahl im vergangenen Herbst getan? Wo steht das Projekt Ende 2021?
Alfred Sonders:
Wir haben in den vergangenen Monaten sehr viele Gespräche geführt mit über 30 Grundstückseigentümern rund um den Zentralparkplatz. Und zwar mit dem Ziel, entweder weitere Grundstücke zu erwerben oder mit den Eigentümern Vereinbarungen zu treffen, dass sie für den anstehenden Investorenwettbewerb ihre Grundstücke zu einem verbindlichen Preis anbieten. Denn wir müssen ja schließlich wissen: Welche Grundstücke sind neben den städtischen überhaupt für einen solchen Wettbewerb verfügbar? Und in diesem Prozess befinden wir uns nach wie vor. Hinzu kommt, dass wir bei der Umgestaltung der Stadtmitte einiges auch auf Umwegen finanzieren müssen. Das macht die ganze Sache ja so kompliziert: Wenn wir eine riesige Wanne voller Geld hätten und könnten jedem seinen Traumpreis zahlen, dann wären wir schon fertig. Aber das geht nun mal leider nicht und deswegen brauchen solche Dinge viel Zeit. Vor allem wenn es so viele Eigentümer sind mit so unterschiedlichen Grundstücken und mit Gebäuden in so unterschiedlichen Zuständen, wie es hier der Fall ist. Fast jeder Eigentümer hat zum Beispiel Zufahrtswege zu den Grundstücken, die wir beachten müssen. Diesen gordischen Knoten zu entwirren, das ist schon ein großes Kunststück. Aber wir arbeiten daran.
Hat die Corona-Pandemie hier zu zusätzlichen Verzögerungen geführt?
Alfred Sonders:
Ja, wir haben auch über Monate keine direkten Kontakte haben können. Das ist aber bei Grundstücksgeschäften notwendig. Man kann da nicht alles am Telefon regeln. Man muss sich auch mal tief in die Augen schauen und überlegen: Wie kommen wir jetzt hier gemeinsam weiter? Aber nichtsdestotrotz sind wir jetzt in der Endphase dieser Verhandlungen. Es sind noch einige, wo weitere Gespräche nötig sind. Und was mich besonders freut: Wir stehen bei einer Angelegenheit kurz vor dem Durchbruch, die uns noch viel Luft bringen könnte. Für uns ist wichtig: Wir könnten jederzeit den Investorenwettbewerb starten, denn die Grundstücke, die wir unbedingt und zwingend brauchen, die haben wir. Und da kommt das große Aber: Wenn es nicht nur gut, sondern richtig gut werden soll, dann muss auch möglichst viel in den Topf für dieses Projekt. Denn wir müssen hier in der Alsdorfer Innenstadt eine große Nuss knacken. Es ist nicht mit Kleinigkeiten getan. Wir alle sehen, dass die alteingesessenen Einzelhändler auch bei uns immer weniger werden. Das ist nicht nur in Alsdorf so. Das ist überall so. Und darum wollen wir ja mit dem Projekt ein neues Niveau für unsere Innenstadt schaffen. Und darum sage ich: Je größer der Kuchen ist, desto interessanter ist er für Investoren und desto besser kann unsere Zukunft in der Innenstadt nachher auch aussehen. Wir wollen hier kein Fachmarktzentrum bauen, sondern städtebaulich unsere neue Mitte rund machen. Insbesondere nach der Corona-Krise gilt: Innenstädte sind besondere Orte der Identifikation für die Bürger/innen einer Stadt. Diese werden in Zukunft nur funktionieren, wenn es ein gutes Miteinander von Handel, Gastronomie, Freizeiteinrichtungen, Dienstleistungen und Wohnen gibt. Zudem spielt die Attraktivität von Gebäuden und öffentlichen Plätzen sowie die Erreichbarkeit eine entscheidende Rolle. Unser Innenstadtprojekt kommt jetzt also genau zur richtigen Zeit!
Was sind denn dann die nächsten Schritte, die im kommenden Jahr bei der Umgestaltung der Stadtmitte gegangen werden sollen?
Alfred Sonders:
Wir wollen im nächsten Jahr mit dem Investorenwettbewerb starten. Ich möchte im Frühjahr die Grundstücksgespräche zum Abschluss bringen. Dann gibt es ein Unternehmen, das diesen Wettbewerb organisiert und alle Fakten zusammenträgt. Wir werden uns dann mit den politischen Gremien und mit dem Rat der Stadt noch darüber verständigen, was wir in den Wettbewerb genau reinschreiben, also was wir von einem Investor erwarten, eine Art “To-do-Liste” bzw. Wunschliste. Da haben wir in den vergangenen Jahren ja viele Ideen und Anregungen auch von den Alsdorferinnen und Alsdorfern aufgenommen. Es hat Bürgerforen gegeben, es gab einen Ideenwettbewerb mit Studenten. Wir haben Unternehmen befragt, Einzelhändler befragt, viele Menschen gefragt: Wie soll unsere Innenstadt denn künftig aussehen? Was erwartet ihr von der Alsdorfer Innenstadt der Zukunft? Wir haben ein Einzelhandelsgutachten machen lassen, um zu wissen, welche Sortimente wir im Stadtzentrum brauchen. Welche Angebote gibt es schon und was fehlt vielleicht noch? Dies gilt es nach der Corona-Krise auch nochmals zu verifizieren. All diese Dinge kommen dann in den Anforderungen für den Investorenwettbewerb zusammen. Dann werden wir einige Monate brauchen, in denen Investoren konkrete Ideen als städtebauliche Entwürfe vorlegen können und uns auch sagen müssen, was sie mitbringen und wie sie das bauen wollen. Hier wird es vor allem auf Qualität ankommen. Und ich hoffe, dass wir in der ersten Jahreshälfte 2023 wissen, mit welchem Investor wir das Projekt umsetzen können. Als nächsten Schritt wird es dann ein Bebauungsplanverfahren geben, wo ganz genau festgelegt wird, was wo in welcher Form baulich umgesetzt wird. So was dauert in der Regel etwa zwei Jahre. Und dann könnten wir – voraussichtlich im Jahr 2025 – anfangen zu bauen.
Ist denn damit zu rechnen, dass es auch wirklich zahlungskräftige Investoren geben wird, die das Projekt in der Form umsetzen wollen und können, wie Sie und die SPD Alsdorf sich das vorstellen?
Alfred Sonders:
Wir sind ja seit vielen Jahren im Gespräch mit Investoren. Wir haben ja auch viele, die hier in der Stadt schon sehr viel Geld investiert haben. Sonst hätten wir ja die ganzen Veränderungen gar nicht stemmen können, die wir inzwischen herbeigeführt haben. Wenn man mal sieht, was wir zum Beispiel im Rathauscenter, in der Luisenpassage und in der Annapassage oder im ehemaligen Globuscenter an Veränderungen geschafft haben, wo viele Jahre gähnende Leere war. Auch diese Dinge waren ja nur mit privaten Investoren möglich. Und es hat funktioniert. Also: Wenn man die richtigen Leute hat, kann man da etwas Gutes draus machen. Und um es ganz deutlich zu sagen: Es gibt aus meiner Sicht in der Region so gut wie keine vergleichbare Fläche in einem Innenstadtbereich, wo man die Chance hat, in so einem großen Stil etwas Neues umzusetzen wie hier bei uns in Alsdorf. Insofern ist das Ganze eine hochinteressante Sache – nicht nur für uns, sondern auch für Investoren. Es gibt eine tolle Bahnanbindung, den großen Annapark direkt nebenan, Freizeitangebote drumherum und viele Bildungsangebote wie das Johannes Rau Kultur- und Bildungszentrum in direkter Nähe. Denn es ist ja so: Die Investoren haben in den letzten Jahren erkannt, dass man auch hier in Alsdorf gutes Geld verdienen kann. Und das ist etwas, von dem wir alle profitieren können! Ich weiß von vielen Investoren, dass sie nur darauf warten, dass wir diesen Wettbewerb ausschreiben. Die treffen wir ja Jahr für Jahr bei der Immobilienmesse Expo Real in München und da werden wir auch für unseren Wettbewerb die Werbetrommel rühren.
Wenn man das so hört, ist es sicherlich nachvollziehbar, dass es im Zuge der Umgestaltung der Alsdorfer Innenstadt viele Dinge gibt, die eine Weile dauern, wenn man es vernünftig machen will. Aber ist es nicht so, dass manche Sachen, die Verbesserungen bringen würden, auch recht zügig und vergleichsweise einfach umzusetzen wären? Warum kann man nicht zum Beispiel in Sachen Verkehrsberuhigung in der Bahnhofstraße jetzt schon etwas tun? Warum wartet die Stadt Alsdorf da, bis in mehreren Jahren aufwendige Bauvorhaben umgesetzt sind? Tempo 30, Fahrverbote oder Ähnliches wäre doch mit überschaubarem Aufwand machbar, um die Aufenthaltsqualität für die Alsdorfer Bevölkerung dort jetzt schon zu verbessern.
Alfred Sonders:
Das kann man alles machen. Man darf aber eines nicht vergessen: Die Bahnhofstraße ist immer noch eine der wichtigsten Verkehrsachsen in unserer Stadt. Wenn wir hier für Einschränkungen welcher Art auch immer sorgen, dann hat das auch Einfluss auf die Straßen in der direkten Umgebung. Die Fahrzeuge weichen dann eben in die Weinstraße oder in die Rathausstraße aus und in die umliegenden Wohnbereiche. Das darf man nicht vergessen! Außerdem: Bushof und Bahnhof sind bei uns direkt im Zentrum. Und in ein paar Jahren vielleicht auch noch die RegioTram, für die wir gerade die Planungen vorantreiben. Die könnte möglicherweise auch über die Bahnhofstraße laufen. Aber das sind Dinge, die noch ein paar Jahre dauern, bis sie konkret sind. Und auch deshalb wäre es zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll, auf der Bahnhofstraße Umbauten zu machen, wenn hier später mal die RegioTram durchfahren soll. Manchmal muss man eben ein bisschen warten, damit etwas richtig gut werden kann. Und deswegen müssen Spezialisten vorher sehr intensiv die Verkehrsflüsse untersuchen. Und dafür werden wir auch sorgen. Schnellschüsse hingegen halte ich für grundfalsch. Wir haben einen klaren Ablauf vorgesehen und um genau sagen zu können, was für die Zukunft der Bahnhofstraße das Richtige ist, müssen wir erst mal wissen, was daneben auf dem Zentralparkplatz passiert. Keiner leugnet, dass wir in diesem Bereich zu viel Verkehr haben. Jeder weiß, dass die Aufenthaltsqualität dort nicht stimmt. Aber wir unterscheiden uns darin von manchen, die mit schnellen Forderungen unterwegs sind, dass wir uns konzeptionell ausgereift überlegen, wie es später gut und dauerhaft funktionieren kann. Und das packen wir jetzt an! Und ich hoffe sehr, dass ich in meiner jetzigen Amtszeit zumindest noch miterleben kann, dass festgelegt wird, wie die finalen Planungen aussehen werden.
Herr Bürgermeister Sonders, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Maßgeblich bei der Planung der Zukunft der Alsdorfer Innenstadt sind für die SPD Alsdorf nach wie vor der Innenstadtrahmenplan und der städtebauliche Rahmenplan für das Annagelände. Diese Pläne wurden erstellt, um Alsdorfs City in die Ära nach dem Steinkohlebergbau zu überführen. Die SPD Alsdorf hat diese Rahmenpläne maßgeblich begleitet und inzwischen fast komplett umgesetzt. Lediglich zwei Bausteine fehlen hier im ausgehenden Jahr 2021 noch:
Einerseits ist dies die Otto-Wels-Straße, wo der Rahmenplan die Bebauung der dort zur Verfügung stehenden freien Flächen vorsieht. Wie gut sichtbar ist, wird ein Teil dieser Lücke gerade gefüllt: Im Neubau befindet sich an der Ecke Rathaus-/Hubertusstraße ein Gebäude, das die Stadtentwicklung Alsdorf GmbH (SEA) federführend geplant hat und welches später vom Jobcenter der Städte Region Aachen als Hauptmieter genutzt werden soll. Auch im direkten Umfeld an der Otto-Wels-Straße gibt es weitere Ideen für bauliche Veränderungen.
Als zweiter, bisher unerledigter Baustein aus dem Innenstadtrahmenplan fehlt dann andererseits nur noch der Zentralparkplatz mit den anliegenden Randflächen. Dies ist die wohl größte, komplexeste Aufgabe aus dem Rahmenplan, die daher erst jetzt, zum Finale, angepackt werden kann. Hier ist das Ziel der SPD Alsdorf ein großer, gut durchdachter Wurf. Denn schließlich ist diese Möglichkeit einmalig, die Alsdorfer Innenstadt so umfassend umzugestalten. Hierbei gibt es viele Dinge zu bedenken und zu planen. Beispielsweise gilt es, gute Lösungen für die Parkplätze der Stadthalle zu finden.